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[Test] The Cruel King and the Great Hero


Calvin Rimpel

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Exotische Tiere, sagenumwobene Wälder und eine märchenhafte Geschichte – The Cruel King and the Great Hero ruft nicht grundlos Erinnerungen längst vergessener Kindheitstage hervor. Ob das malerische Abenteuer seiner bezaubernden Ästhetik gerecht wird oder sich in seinen visuellen Ambitionen verliert, klärt der folgende Test.

 

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Weit entfernt, versteckt hinter zerbröckelten Steinwällen, schneebedeckten Bergen und dicht bewachsenen Wäldern, liegt ein beschauliches Königreich. Fernab menschlicher Zivilisation und bewohnt von augenscheinlich fiesen Monstern, herrscht ein schwarzer Drache über Land und Leute. Auserkoren von dem einstigen Helden, der die Welt von dem garstigen Dämonenkönig befreite, gab er seine Tochter Yuu in die Obhut des übermächtigen Drachenkönigs. Seither wacht er Tag ein und Tag aus über das junge Kind, welches sich nichts sehnlicher wünscht, als ihrem verstorbenen Vater nachzueifern, um in seine mächtigen Fußstapfen zu treten.

 

Um ein solch ehrgeiziges Unterfangen zu verwirklichen, absolviert sie ein rigoroses Training und stellt sich allerhand Herausforderungen. Allerhand Getier hat sich nämlich in den schaurigen Wäldern niedergelassen, die unserer Heldin in Spe täglich als exzellente Sparringpartner dienen. Rasch wird sie allerdings lernen müssen, dass bissige Nagetiere nicht die einzige Bedrohung darstellen. Die Welt ist schließlich viel größer, als Yuu sie sich vorstellen kann.

 

Und genau diese vermeintlich simple Grundidee zeichnet den Titel als etwas Besonderes aus. Die Geschichte ist eine wundervolle Reise in eine verklärte Zauberwelt voller unschuldiger kindlicher Fantasien, in welcher morsche Äste zu Schwertern und rostige Kochtöpfe zu Helmen werden. In der riesige Drachen ein winziges Mädchen zu Ruhe betten und ein verlorenes Schäfchen den Ausgangspunkt für ein großes Abenteuer darstellt. Yuu demonstriert auf eindrucksvolle Art und Weise, dass selbst kleine Taten eine große Wirkung haben können und jeder, mit der nötigen Prise Fantasie, ein waschechter Held sein kann.

 

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Angesichts dieses hervorragenden geschichtlichen Eindrucks ist es enttäuschend, dass The Cruel King and the Great Hero das gleiche Niveau in puncto Gameplay leider nicht halten kann. Ähnlich eines Beat ’em ups bewegt sich unsere Protagonistin auf zweidimensionaler Ebene in abgesteckten Arealen nach links und rechts. Eventuell trefft ihr auf goldene Portale, die wiederum in weitere Gebiete führen und beispielsweise Schatztruhen für euch bereithalten. Oftmals verhindern Hindernisse ein weiterkommen, die im Verlauf der Handlung weichen.

 

In regelmäßigen Abständen bröckelt der Bildschirm und ihr werdet in einen Kampf verwickelt: einem Zufallskampf. Anders als die meisten anderen japanischen Rollenspiele der letzten 15 Jahre, hat sich The Cruel King and the Great Hero dazu entschieden, auf eine altbewährte Tradition der Neunziger zu setzen und Feinde nicht auf dem Bildschirm anzuzeigen. Vielmehr lauft ihr ein paar Schritte und ohne es zu ahnen, steht auch schon der nächste Kampf in den Startlöchern.

 

Dabei sind Zufallskämpfe noch nicht einmal das eigentliche Problem des Spiels. Andere japanische Rollenspiele, unter anderem Bravely Default, haben bewiesen, dass diese Art der Encounterabwicklung auch heutzutage durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Indem es den Spielern Freiräume einräumt, die früher undenkbar gewesen wären, hat Square Enix somit ein angestaubtes Konzept ins 21. Jahrhundert übertragen können. So seid ihr dort in der Lage, die Encounterrate selbst einstellen, um einen der zahlreichen Dungeons in aller Ruhe zu erkunden.  

 

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Nicht so in The Cruel King and the Great Hero: Die Encounterrate ist grauenvoll. Alle paar Schritte muss gekämpft werden. Verschlimmert wird dieser Aspekt dadurch, dass Yuu nur rennen kann, wenn ihr eigenes Level über dem der Gegner liegt. Ansonsten heißt es: Langsam voraus stapfen. Dies mag zwar thematisch hervorragend in die Geschichte eingebettet sein, spielerisch birgt es allerdings keinen Vorteil. Ganz im Gegenteil unterdrückt es den natürlichen Entdeckerdrang, da ihr unterbewusst spürt, dass hinter jeder Ecke der nächste Kampf lauern könnte. 

 

Wären die eigentlichen Kämpfe aufgrund eines innovativen oder aktiveren Kampfsystems zumindest unterhaltsam, wäre der enorme Feindkontakt ja noch zu verschmerzen. Allerdings sind die Gefechte weder spannend noch abwechslungsreich, sondern einfach nur langweilig, da man die Spieler mit einem rudimentären rundenbasierten Kampfsystem abspeist.

 

Ihr verfügt über einen normalen Standardangriff, aber auch über Zaubersprüche, die mithilfe des Energiesystems befeuert werden. Diese Energie füllt sich in gleichmäßigen Abständen während der Kämpfe auf, wobei ihr die Regenerationsrate durch eine Verteidigungshaltung erhöhen könnt. Ansonsten sind zusätzliche Items am Start, mit denen ihr zum Beispiel eure Lebenspunkte heilen oder Statuseffekte auszulösen könnt.

 

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Außerdem könnt ihr während der Kämpfe eure Feinde analysieren, woraufhin ihre Details in einem Monsterdex gespeichert werden. Dieser verrät nicht nur ein wenig über die Hintergrundgeschichte des jeweiligen Monsters, sondern auch welche Schwächen es aufweist und was für Gegenstände es fallen lässt. Diese können von einfachen Tränken bis hin zu seltenen Accessoires reichen, die wiederum in einem von insgesamt vier Ausrüstungsplätzen angelegt werden können und etwa eure Verteidigung steigern.

 

Ein weiteres Sammelfeature stellt das Medaillen- und Collectionsystem dar. Viele Medaillen erhascht ihr mit der Zeit automatisch; Collections müssen allerdings zunächst freigeschaltet werden. Hierfür muss Yuu gutherzige Taten vollbringen, indem sie den unzähligen monströsen Bewohnern der Welt zur Hand geht. Im Gegenzug erhält sie die notwendigen Splitter, um dutzende putzige Illustrationen und Skizzen freizuschalten.

 

Generell wird also deutlich, dass The Cruel King and the Great Hero in vielerlei Hinsicht an Rollenspiele längst vergangener Tage erinnert, was tragischerweise einige Aspekte miteinschließt, die heutzutage einfach zu veraltet wirken. Wer allerdings mit japanischen Rollenspielen der PS1-Ära vertraut ist, wird sich von dem traditionellen Kampfsystem und der hohen Encounterrate wohl nicht abschrecken lassen.

 

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Apropos abschrecken, in Sachen Technik lässt sich für The Cruel King the Great Hero wohl das absolute Gegenteil behaupten. Die farbenfrohe Wasserfarbenästhetik gepaart mit einer außerordentlichen Liebe zum Detail, machen das Spiel zu einem wahren Augenschmaus. Nicht nur einmal umspielte ein Lächeln unsere Lippen, wenn Yuu im Eifer des Gefechts ihren Flammenangriff wirkte, das eigentliche Feuer jedoch aus dem Maul des im Hintergrund lungernden Drachenkönigs entwich oder dieser heimlich einen Geröllhaufen aus dem Weg räumte und Yuu dennoch voller Stolz verkündete: „Ich habe den Stein zerschlagen! Mein Training hat sich ausgezahlt!“

 

Allem voran die Animationen sind es jedoch, welche dem wunderschönen Grafikstil die Krone aufsetzen. Seien es die aberwitzigen Grimassen des Mädchens, ihr breites Grinsen oder die teils absurden, teils ulkigen Angriffe der Gegner – grafisch gibt’s kaum etwas zu meckern.

 

In Sachen Sound sieht es ähnlich aus. Die orchestrale Musik mit ihren hellen Flötenklängen, beschwingten Streichern und fröhlichen Pianos untermalt die fantasievolle Stimmung perfekt, während Soundeffekte wie das schmerzliche Wimmern eines Waschbären uns dazu einladen, auch einmal Gnade walten zu lassen. Leider sind die Bildschirmtexte alle nur auf Englisch verfügbar, während die Sprachausgabe auf das Japanische reduziert ist.

 

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Fazit:

The Cruel King and the Great Hero mag alles andere als perfekt sein, aber ich will verdammt sein, wenn die außergewöhnliche Präsentation, charmante Geschichte sowie niedlichen Charaktere nicht einen Großteil des mittelmäßigen Gameplays ausgleichen. 

 

Das rudimentäre Kampfsystem wirkt altbacken, die Encounterrate ist eindeutig zu hoch und den grundlegenden Rollenspielsystemen mangelt es an Tiefgang. Und dennoch konnte ich den Titel aus dem Hause NIS America nicht beiseitelegen. Die kleine Yuu hat mich einfach in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen.

 

All diejenigen unter euch, die einen großen Wert auf ausgeklügelte Gameplaysysteme legen, sollten einen riesigen Bogen um The Cruel King and the Great Hero machen. Alle anderen erwartet eine zauberhafte Reise in eine magische Welt voller Abenteuer, in der auch wir noch einmal Kind sein dürfen.

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Wir haben ein Spieletester im Forum??

 

Hatte das Spiel auch mal geliebäugelt, aber als ich gelesen hatte das das Spiel keine deutsche Textausgabe hat, hatte ich auch schnell wieder aus der Wunschliste gestrichen....

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vor 2 Stunden schrieb Blaffi:

Wir haben ein Spieletester im Forum??

 

Hatte das Spiel auch mal geliebäugelt, aber als ich gelesen hatte das das Spiel keine deutsche Textausgabe hat, hatte ich auch schnell wieder aus der Wunschliste gestrichen....

 

Calvin ist schon sehr sehr lange bei uns, aber auch zeitlich glaub sehr angebunden und ab und an überrascht er uns mal mit einem Test. :) 

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