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[Test] Star Ocean: The Second Story R


Calvin Rimpel

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Nachdem Square Enix letztes Jahr mit Star Ocean: The Divine Force den neusten Ableger des nun fast dreißigjährigen Science-Fiction-Franchises mit eher durchwachsenen Reaktionen auf den Markt brachte, erscheint mit Star Ocean: The Second Story R nun das Remake eines absoluten Klassikers japanischer Rollenspielkunst. Ob das Galaxien umspannende Epos, welches sein Debüt auf der Playstation 1 feierte, immer noch so begeistern kann wie früher, klärt der folgende Test.

 

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Bevor eure spannende Reise in das Science-Fiction-Universum allerdings überhaupt beginnen kann, werdet ihr vor Kampagnenbeginn bereits vor eine wichtige Wahl gestellt. Möchtet ihr mit Claude C. Kenny, einziger Sohn von Ronyx J. Kenny, dem Helden der Terranischen Allianz, ins Abenteuer starten oder soll es doch lieber Rena Lanford, ein unbeschwertes, verträumtes siebzehnjähriges Mädchen mit mysteriösen Heilkräften sein?

 

Entscheidet ihr euch für Claude, eröffnet das Spiel mit einer kurzen Erklärung der geschichtlichen Ereignisse an Bord eines Weltraumschlachtkreuzers. Vor einiger Zeit erklärte die intelligente Spezies vom Planeten Lezonia im Sektor Gamma der Terranischen Allianz den Krieg, woraufhin die Flammen des Konflikts aufloderten und ein erbitterter Kampf entbrannte. Inmitten des Geschehens befindet sich Claudes Vater, der sich nicht nur als hervorragender Kommandeur auf dem Schlachtfeld hervortat, sondern ebenfalls den Ausbruch eines unbekannten Virus auf dem unterentwickelten Grenzplaneten Roak verhinderte. Kein Wunder also, dass Ronyx mit gerade einmal 38 Jahren zum Admiral befördert wurde.

 

Demgegenüber steht sein gerade einmal neunzehnjähriger Sohn, der zwar die Offiziersschule besuchte, sich jedoch konstant den Vorwürfen einer vorteilhaften Behandlung durch seinen Vater ausgesetzt sieht. Eingeengt und eingeschüchtert durch den enormen Schattenwurf der unglaublichen Leistungen seines Vaters, möchte er sich beweisen und ergreift ein unbekanntes Objekt auf dem Planeten Milokeenia, das ihn schnurstracks auf den Planeten Expel katapultiert – die Heimatwelt Rena Lanfords.

 

Ihre Geschichte wiederum beginnt auf dem soeben genannten Planeten Expel, der anhand seiner Architektur und Kultur an eine klassische Fantasywelt erinnert. Nachdem vor drei Monaten ein Meteor – von den Bewohnern auch Hexerkugel genannt – einschlug, suchen allerhand furchtbare Phänomene die einst idyllischen Landstriche heim. Grausame Erdbeben oder Angriffe von seltsamen monsterartigen Wesen bedrohen das Leben der Bewohner. Doch laut einer Legende wird eines Tages eine unbekannte Person mit einem Lichtschwert erscheinen und sich heldenhaft den Dämonenhorden entgegenstellen. Angespornt von dieser Sage, stapft Rena Morgens in den nahe angrenzenden heiligen Wald, in dem sie plötzlich ein junger Mann mithilfe des scheinbaren Lichtschwerts vor einem Monsterangriff bewahrt. Daraufhin entbrennt eine epische Reise durch Raum und Zeit, in der Claude selbst in die Fußstapfen eines Helden treten muss, während Rena auf den Spuren ihrer mysteriösen Vergangenheit wandelt.

 

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Obwohl das Szenario vor über zwanzig Jahren geschrieben wurde, haben weder die Geschichte noch ihre Charaktere auch nur ansatzweise etwas von ihrem Charme verloren. Rena und Claude, deren Wahl zu Beginn nicht nur einige Dialoge und Zwischensequenzen verändert, sondern auch Einfluss auf potenziell zu rekrutierende Gruppenmitglieder ausübt, haben zweifellos einen großen Anteil hieran. Ihre phänomenale gemeinsame Chemie und schwelende Romantik, die in sogenannten „privaten Begegnungen“, in denen ihr euch frei mit Gruppenmitgliedern unterhalten könnt, vorangetrieben wird, tragen dazu bei, dass ihr am Ende der beschwerlichen Reise weder die beiden noch zahlreiche der anderen Figuren missen möchtet.

 

Abseits der privaten Begegnungen werden zusätzlich „einzigartige Orte“ mit einer Lichtsäule gekennzeichnet. Hierüber wird dem ohnehin exzellenten Worldbuilding das i-Tüpfelchen aufgesetzt, selbst wenn es sich nur um das Wasserrad eines Dorfes oder ein scheinbar unwichtiges Mineralvorkommen in einer alten Mine handelt.

 

Belohnt wird der Entdeckerdrang aber auch spielerisch, da private Begegnungen die Freundschaftsleiste der individuellen Charaktere erhöhen, wodurch weitere Dialoge freigeschaltet werden, während einzigartige Orte wiederum oftmals mit FOL, Star Oceans Währung, sowie Gegenständen locken.

 

Handelt es sich um tragbare Ausrüstung, orientiert sie sich an den mittlerweile klassischen Rollenspielstandards. So verfügen eure Charaktere über insgesamt 7 Slots: Brustpanzer, Waffe, Schild, Helm, Beinschiene sowie 2 Accessoires. Mit dem Anlegen steigen selbstverständlich die Attributswerte wie Angriff, Intelligenz oder Verteidigung, die respektive physischen/magischen Schaden erhöhen oder für weniger Schaden sorgen. Abgesehen davon besitzen viele Gegenstände zusätzliche Boni wie Spezial- sowie Unterstützungseffekte oder können aufgrund von Elementen und Resistenzen den Träger im Idealfall während eines Angriffs sogar heilen.

 

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Und apropos Angriff, eine von Star Oceans enormen Stärken war seit jeher das erstklassige Actionkampfsystem, welches in Star Ocean: The Second Story R sogar noch einmal verbessert wurde. Während ihr die Oberwelt oder zahlreichen Dungeons erforscht, tauchen regelmäßig Gegner in einer schemenhaften, gasförmigen Form auf. Drei unterschiedliche Farben repräsentieren die Schwierigkeitsstufe des Feindes, wobei ein Angriff von der Rückseite einen Hinterhalt auslöst, der den Gegner zu Kampfbeginn temporär paralysiert zurücklässt.

 

Während der Kämpfe könnt ihr frei zwischen den bis zu vier Gruppenmitgliedern hin- und herwechseln. Weitere nicht am Kampf teilnehmende Charaktere können außerdem auf Knopfdruck kurzzeitig zur Hilfe eilen, wobei anders als bei Zaubern und Techniken, bei denen Manapunkte eine entscheidende Ressource darstellen, hierbei nur die Abklingzeit den limitierenden Faktor bildet. Ähnliches gilt auch für die im Kampf verwendeten Items wie Heil- oder Wiederbelebungstränke, die ebenso einer Abklingzeit unterliegen.

 

Ansonsten wird während der rasanten Kämpfe ordentlich geschnetzelt und geprügelt. Neben den Lebenspunkten stellt die Schildanzeige über den Köpfen der arglistigen Monster einen der wichtigsten Indikatoren dar, um während herausfordernderen Gefechten die Oberhand zu gewinnen. Das perfekte Ausweichen führt unter anderem dazu, dass ein Charakter nicht nur bis zu 25 % Mana auffüllt, sondern ebenfalls den gegnerischen Schild um eine Stufe verringert, was bei einer völligen Entleerung der Schilde eine kurze Paralyse bewirkt. Doch aufgepasst: Im Gegenzug führt ein gescheitertes Ausweichen zu eurer kurzen Handlungsunfähigkeit und dem Zurücksetzen der Bonusanzeige. Angriffe, die überwiegend entweder die Lebensleiste, die Schildleiste oder beides in Mitleidenschaft ziehen, füllen nämlich ebenfalls eine Bonusanzeige auf, die mit einer dazugehörigen Formation korrespondiert. Heißt im Klartext, dass je nach Formation und Nummer auf der Anzeige beispielsweise bei 50 Punkten euer Angriff, bei 100 die Verteidigung und bei 300 die Präzision steigt.

 

Je weiter ihr in der Handlung voranschreitet, umso knackiger werden die Kämpfe und reines Buttonmashing lässt euch schnell im Dreck landen. Der Schlüssel zum Erfolg in Star Ocean: The Second Story R liegt wirklich in dem Ausnutzen aller verfügbaren Ressourcen. Sei es perfektes Ausweichen, Gegnerkontrolle, Schildbrechung oder der gekonnte Einsatz von Items. Einmal gemeistert erwartet euch ein wunderbares Actionkampfsystem, was in vielerlei Hinsicht auch heutzutage noch Maßstäbe setzt.

 

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Nach der erfolgreichen Schlacht warten dann Belohnungen in Form von Gegenständen, FOL, Kampfpunkten (KP) sowie Fertigkeitspunkten (FP) auf euch. KP können in einem Menü für neue Kampffertigkeiten ausgegeben werden oder eure bereits erworbenen Fertigkeiten verbessern. Sei es eine geringere Abklingzeit, ein erhöhtes Bewegungstempo, eine größere Reichweite oder doch lieber ein kraftvollerer Angriff, vieles lässt sich anpassen, um so die ideale Tötungsmaschine zu kreieren. Hierdurch wird, zumindest in Maßen, einiges an spielerischer Freiheit geboten, auch wenn es nicht ganz mit moderneren JRPGs mithalten kann.

 

Fertigkeitspunkte wiederum fließen in das umfangreiche Handwerks- und Spezialisierungssystem ein, welches anfänglich ein wenig undurchsichtig wirkt. Das Endresultat ist letztlich so simpel wie hilfreich: eine neue Waffe, ein neues Gericht oder ein neuer Ohrring, soweit so klar. Nicht so offensichtlich sind jedoch zunächst die geforderten Abhängigkeiten, die teilweise arg verschachtelt wirken. Eindeutig ein etwas verwirrendes Überbleibsel aus den Neunzigern, dem eine etwas größere Auffrischungskur gut zu Gesicht gestanden hätte.

 

Einmal in das Thema reingefuchst, werdet ihr immerhin mit coolen Spezialisierungen wie Angeln, Alchemie oder Taschendiebstahl belohnt. Mit diesen könnt ihr euch außerhalb der Kämpfe die Zeit vertreiben und als Alchemist etwa Edelmetalle zu Accessoires weiterverarbeiten. Die notwendigen Fertigkeitspunkte, an denen es scheinbar immer zu mangeln scheint, können vor allem in Gildenmissionen erspielt werden, die oftmals bestimmte Gegenstände verlangen oder an klassische Fetch-Quests angelehnt sind. Nicht gerade spannend, aber zumindest hilfreich.

 

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Visuell hingegen gibt es fast nichts zu mäkeln. Square Enix spendiert Star Ocean: The Second Story R den gleichen HD-2D-Look wie man ihn aus anderen Projekten à la Triangle Strategy oder Octopath Traveler kennt. Dieser harmoniert perfekt mit den ausdrucksstarken Sprites, ohne dass der Kontrast mit den 3D-Umgebungen negativ ins Gewicht fallen würden. Dank der animierten handgezeichneten Porträts während zahlreicher Dialoge sowie englischer oder wahlweise japanischer Sprachausgabe inklusive deutscher Bildschirmtexte, wird der wandelbare Gemütszustand der Gruppenmitglieder zusätzlich in Szene gesetzt, sofern die kleinen Schweißperlen oder weit aufgerissenen Münder der Sprites mal nicht ausreichen sollten.

 

Und auch musikalisch ist der Titel ein wahrlicher Genuss. Genauso wie in dem Original vor 25 Jahren lässt Motoi Sakuraba seiner musikalischen Genialität freien Lauf, indem er alte Stücke neu arrangiert, ohne dabei jedoch den ursprünglichen Charakter der Songs zu verschleiern. Wie in vielen JRPGs der damaligen Ära, dominieren Streicher und orchestrale Klänge den Soundtrack. Während der Kämpfe geht’s dagegen elektronischer zu und versprüht Tendenzen eines Synthesizers der Achtzigerjahre. Wer letzten Endes trotzdem lieber in Nostalgie schwelgen möchte, kann die neuen Arrangements allerdings auch ausstellen und auf den ursprünglichen Soundtrack zurückgreifen.

 

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Fazit:

Star Ocean: The Second Story R ist eine fantastische Neuauflage. Es behält alle positiven Aspekte des Originalspiels bei und zieht die Stellschrauben an den Stellen fest, die bereits im Jahr 2000 auf der PS1 oder 2009 auf der PSP irritierten.

 

Insbesondere das ohnehin schon grandiose Kampfsystem wurde dank der neuen Mechaniken modernisiert, wodurch es ein Quäntchen mehr Komplexität und somit weitere Gestaltungsmöglichkeiten bei der Charakterentwicklung erhält. Die Geschichte sowie Charaktermomente sind packend und emotional wie eh und je, während Square Enix visuell mit dem HD-2D-Gewand einen Stil gefunden hat, der gleichzeitig Nostalgie hervorruft, ohne dabei grafisch auf der Strecke zu bleiben.

 

Star Ocean: The Second Story R ist nicht nur ein würdiges Remake des wohl besten Ablegers des Star Ocean Franchises, sondern eines der besten klassischen japanischen Rollenspiele aller Zeiten.

 

Infos
Star Ocean: The Second Story R
Star Ocean: The Second Story R Packshot
Publisher: Square Enix
Entwickler: Square Enix
Release: 2023-11-02
Zusammenfassung
Star Ocean: The Second Story R ist ein Remake, wie man es sich nur wünschen kann.
Positiv
  • Großartiges Kampfsystem
  • Tolle Charaktere
  • Visueller Blickfang
Negativ
  • Kämpfe manchmal etwas unübersichtlich
  • Handwerk zunächst verwirrend
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